Beautiful Northwest – Kapitel 5

Guten Abend liebe Gemeinde,

der einfache Weg aus dem Haus zum Auto lässt es einen bereits erahnen. Wo sonst auf der Route zum Parkhaus bis vor kurzem noch mehr oder weniger bunte, gut gelaunte Menschen herumlaufen und die Sonne bereits freundlich in die Stadt eingeritten ist, zeichnet sich nun langsam aber sicher ein anderes Bild ab. Die vermeintlich hässliche Fratze des Winters schickt seinen Vorredner auf die Bühne. Ich spreche hier nicht von Paul Ryan, sondern von Mr. Herbst, der sich gerne mit bunten Blättern schmückt, um die Menschen darüber hinwegzutäuschen, dass es bald hässlich, nebelig und kalt wird. Ja, meine liebe Freunde, nach der Party kommt der Kater. Eben noch auf Hawaii die Wellen Waikikis abgeritten, hüllt sich Seattle mittlerweile zu einem Grossteil in verschiedene Graustufen und endlich trifft das ein, was uns die Eingeborenen der Stadt schon seit fast drei Monaten propagierten: Tristesse und Regen.

Nachdem ich die letzten 2,5 Monate den wahrscheinlich besten Sommer seit langer Zeit erleben durfte (2 Regentage, fast nur Sonne), hat es pünktlich einen Tag nach der Ankunft Morten Simoleits ordentlich angefangen zu pi…. regnen. Wenns einen Tag mal nicht geregnet hat, so war es einfach nur schön grau und dunkel. Aber hey, lasst uns dem Morten doch trotzdem einen schönen Urlaub gönnen. Immerhin bezahlt er knapp 700 Euro für den Flug, kann eine ganze Woche nicht mehr in sein geliebtes Fitnessstudio (das ist in der Tat ein Problem) und muss geschlagene acht Tage mit mir abhängen, was ja bekanntermassen auch kein Zuckerschlecken ist.

Auf dem Plan stand also die Fahrt in die – so sagt man sich in hohen Kreisen –  schönste Stadt der Welt. Vancouver liegt nah an der amerikanisch/kanadischen Grenze und erhielt im Vorfeld unserer Reise bereits viele Vorschusslorbeeren. Die Messlatte und Erwartungen lagen also hoch, eine Stadt konnte diesen kaum gerecht werden. Doch in der Tat bot sich uns bei der Einfahrt in die Stadt bei Nacht und guter Sicht ein fantastisches Bild, was die Vorfreude auf Vancouver B.C. ins unermessliche steigen lies.

Keine hohen Wolkenkratzer amerikanischen Vorbildes, dafür wohl portionierte Gebäude mit grossen Fenstern und schönen Lichtern, die die Stadt erhellen. Die Skyline Vancouvers macht einen sehr harmonischen Eindruck und vermittelt dem Besucher Bodenständigkeit, Aufgeräumtheit und Fortschritt. Im Zusammenhang mit Canada habe ich schon das ein oder andere Mal den Terminus „das bessere Amerika“ gehört, was ich mit meinen zwei Tagen Canada-Erfahrung noch nicht bestätigen möchte, aber ich kann zumindest verstehen, wo er herkommt. Canada an sich ist nämlich wirklich (zumindest in dieser Region) sehr amerikanisch geprägt, auch wenn auf den Münzen das Bild Elisabeth der II. prangt.  Die Währung ist fast 1:1 zum US Dollar, es lässt sich auch überall mit beiden Währungen bezahlen. Strassenschilder sehen gleich aus, die Sprache ist identisch, aber die Krankenversicherung nicht so teuer. Natürlich haben es auch viele amerikanische Firmen über die Grenze geschafft und beeinflussen das Stadtbild massgeblich mit. Ein Unterschied ist, dass es Bier hier nicht in Supermärkten gibt, sondern nur in staatlichen (und teilweise auch in privaten) Liquorstores separat, jedoch bereits ab 19 Jahren erhältlich. Genug davon, als wir am zweiten Tag erwachten, bot sich uns die schon angesprochene graue Tristesse, dafür aber kein störender Regen (der kam nämlich freundlicherweise erst am zweiten Tag dazu). Das kann einem schon ganz schön die Motivation rauben, so blieb sogar meine Digitalcamera im Tiefschlaf, so dass ich für meinen Blog ein Bild von Google klauen musste:

Neben der ganzen tristen Eindrücke liefert der Herbst jedoch auch gänzlich andere Seiten, die man jedoch erstmal zu würdigen lernen muss. Es erscheint der Stanley Park zwar grau meliert, jedoch im bunten Gewandt. Waschbären kreuzen die Strasse und verstecken sich auf Bäumen, Wasser gibt’s am Ufer und von oben. Sogar Urmenschen findet man an den Stränden des Stanley Parks.

Und so bleibt die Stimmung zwar leicht gedrückt, doch erhellt sich langsam aber sicher, denn den Herbst muss man auch erstmal zu akzeptieren lernen.

Ich glaube, dass Vancouver bei schönem Wetter sicherlich eine Augenweide ist, bietet sich doch, dem berühmten Hörensagen nach, durch die vielfältige Natur um die Stadt herum viele Möglichkeiten der Erkundung, die für uns leider im Verborgenen blieben. Mit anderen Worten: Wir habens leider ordentlich (unverschuldet) verrissen. Somit bleibt Vancouver für mich ein Ziel für die Zukunft, mit welchem ich in die zweite Runde gehen muss.

Zurück in Seattle hat sich nicht viel geändert: Es ist immer noch regnerisch und nass. Das hält uns aber nicht davon ab, die Natur weiter zu erkunden und dem schlechten Wetter zu trotzen. Touriemagnet Kerry Park ist auch diesmal eine unserer Stationen, das Bild vom vormals sonnigen und schonen Seattle hat sich jetzt auch hier gedreht, und somit ergibt es ein weiteres bunt/graues Bild auf die Stadt:

Der Osten Seattles beherbergt viele Wanderwege und Aussichtspunkte, die sich schnell erreichen lassen. Dort kommt mitunter richtige Urzeitstimmung auf, wie Morten beim Rattlesnake Ledge bemerkte.

Sicher kann man jetzt schnell auf die Idee kommen, dass Seattle eine regnerische Stadt ist. Das Image dessen kann ja auch nicht von ungefähr kommen, denn schon bei meiner Ankunft wurde mir immer wieder gesagt, dass es zwar „jetzt schön ist“, aber „bald stark anfangen zu regnen wird“ und man manchmal „10 Tage die Sonne nicht sieht“. Schier unvorstellbar, habe ich doch gerade erst eine unendliche Sonnenzeit erwischt, die wohl inklusive Trockenheitsrekord eher eine Ausnahme darstellt. Auch der Blick auf die Klima- & Niederschlagstabelle Seattles zeigt, dass hier ab Oktober Landunter inkl. Flutwellen und Überschwemmung sein muss. Ihr habt jetzt einen kleinen Einblick davon bekommen, wie das Wetter im Nordwesten der USA die nächsten sieben, acht Monate sein wird. Morten hatte sicherlich auch viel Spaß, auch wenn das Wetter leider nicht unseren Vorstellung entsprach.

Fährt man jedoch östlich über die Cascaden in den zentralen Teil vom Washington State, ändert sich sowohl das Wetter als auch das Klima und die Vegetation. Hohe Berge, Flüsse und reine Natur machen sich breit und lassen keinen Zweifel daran, dass sich Naturburschen her sehr wohl fühlen können, Auf unserem Weg nach Leavenworth haben wir viele schöne Orte passiert, auch Skigebiete, die in weniger als zwei Stunden von Seattle erreichbar sind. Leavenworth selbst ist ein Dorf im bayrischen Stil und veranstaltet jährlich das größte Oktoberfest der USA. Dazu jedoch mehr in meinem nächsten Blogeintrag.

Servus,
euer Christoph

Aloha Hawaii – Kapitel 4

Aloha Freunde,

in sechs Stunden kann man als aktiver Mensch ziemlich viel unternehmen. Zum Beispiel benötigt man bei vorteilhaftem Verkehr circa sechs Stunden, um mit dem Auto von Bonn nach Berlin zu gelangen. Eine Alternative wäre noch, zusammen mit Edmund Stoiber 36x im Transrapid vom Hauptbahnhof in München nach London-Heathrow zu fahren (Klick). Oder, man macht einfach wie ich und bucht einen Flug von Seattle nach Honolulu, Hawaii und setzt sich sechs Stunden in den Flug 2237 von Delta Airlines.

Denkt man an Hawaii, so hat man vor allem strahlenden Sonnenschein, Palmen, lange Sandstrände, Pearl Harbor und türkises Wasser vor Augen. Die amerikanische Großstadt Honolulu, die sich auf der Insel Oahu breit gemacht hat, dabei weniger. Angekommen am Flughafen-Gate wird einem schnell klar, dass auch Hawaii zu den 50 Bundesstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika gehört und die Globalisierung auch vor dem Paradies keinen Halt macht. Klar, wo die Nachfrage, da das Angebot. So springt einem zunächst mal die Starbucks-Filiale ins Auge, sobald man sein Gate verlassen hat. Auch danach stehen keine Blumenmädchen bereit und schmücken die zahlreichen Touristenhälse. Nein, der Flughafen von Honolulu ist ein gewöhnlicher amerikanischer Großstadt-Flughafen. Dreiviertel aller Einwohner Hawaiis haben sich auf der Insel O´ahu angesiedelt, es ist also anzunehmen, dass die anderen sieben Inseln deutlich weniger bevölkert sind und ein stärkeres Gefühl der unberührten Idylle vermitteln. Aber ich wollte es nicht anders, da ich als Alleinreisender die Gesellschaft anderer Menschen auf den Straßen durchaus zu schätzen wusste. Auch von anderen Problemen einer Großstadt bleibt Honolulu auch auf Hawaii, dem Synonym für Paradies, nicht verschont. Die Rush-Hour und Touristenmassen sind hier ebenso bekannt, wie die Bettenburgen Mallorcas – hier in Form vom Touristenmagnet Nr.1: dem Waikikibeach. Dort eingecheckt im Aston Waikikibeachside Hotel (ihr bekommt, was ihr bezahlt), fällt einem sofort die tolle Lage, die Palmen, der Strand und die vielen Menschen und Surfer auf. In diesem Hinblick wird man von Hawaii selbst in der Hotelansammlung Waikikis nicht enttäuscht. Das Wasser hat die perfekte Temperatur, das Leben auf der Straße und der Promenade verleiht dem Strandabschnitt sofort den erwarteten Flair. Und doch fragt man sich hier, wie weit eine Insel wie Mallorca (ich rede hierbei nicht vom Ballermann) wirklich von Hawaii entfernt ist? Sind einem die Hulahula-Girls und hawaii-typischen Hang-Loose Grüße (Klick) den nicht unbedeutenden Zeit- & Geldaufpreis die Reise wert? Ich habe leider nur einen kleinen und kurzen Einblick in die Schönheit Hawaiis bekommen, aber ich sage, ja, das kann es einem Wert sein.

Das liegt zum Einen an der hawaiianische Nationalsportart, dem Wellenreiten. Am Waikikibeach ist es sehr einfach: Der geneigte Surfer geht einfach zu einem der Verleiher am Strand, drückt 20$ für zwei Stunden ab und wirft sich in die seichten Wellen des Meeresufers. Dabei begleiten einem meist strahlender Sonnenschein und viele Bikinischönheiten. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass man als Einwohner Hawaiis ein Surfboard besitzen muss, damit man nicht zur Ausreise ins Exil gebeten wird. Man sieht sie überall, am Strand, in den Straßen, an den Balkons – Wellenreiten ist hier kein Zeitvertrieb, Wellenreiten ist eine Lebenseinstellung. Im übrigen stellen sich auf einem Beginnerboard auch schnell die ersten Erfolge für ungeübte Surfer ein, anders kann ich mir die kreischenden Mädels, wenn sie dann mal eine Welle einigermaßen gut erwischen, nicht erklären. Von mir existiert leider kein live Bild, aber es sah ungefähr so aus:

Abends verwandelt sich der Strandabschnitt und die Promenade Waikikis schnell in eine Meile der kulinarischen und kulturellen Erlebnisse: Gute Restaurants und spezielles Shows für die Touristen wechseln sich hier reihenweise ab. Besonders schön gestaltet sich der Sonnenuntergang, wenn noch einige Surfer und Plantschenten in den Gewässern unterwegs sind.

Außerhalb Waikikis ist ist der Diamond Head Krater auf jeden Fall einen Ausflug wert. Empfehlenswert ist es, sich ein Fahrrad auszuleihen und von Waikiki aus in die Richtung des Kraters zu starten. Schon auf dem Weg dorthin fallen einem die tollen Strandabschnitte auf, die, deutlich einsamer sind und zum Picknick und Verweilen einladen. Dort angekommen wartet noch ein kleinere Wanderung, die letztendlich mit einem tollen Ausblick über den Waikikibeach und die Umgebung belohnt wird. Von hier aus kann man tolle Bilder schießen und hat außerdem einen schönen Blick über einen Teil der Insel.

Neben der Entstehung der Insel, ist der Angriff der Japaner auf die Insel und speziell den Pearl Harbor sicherlich das einschneidendste Ereignis, das O’ahu und der Inselgruppe je widerfahren ist. Ich denke nicht erst durch den gleichnamigen Film hat sich der Begriff „Pearl Harbor“ in die Köpfe vieler Menschen eingebrannt, steht er doch für sowohl unweigerlich für Hawaii, als auch für den Überraschungsangriff der Japaner am 7. Dezember 1941, der den Eintritt Amerikas in den 2. Weltkrieg besiegelte. Um die Vormachtstellung in der Pazifikregion zu sichern und damit einen Großteil der amerikanischen Flotte auszulöschen, fiel Japan am besagten Tag in Pearl Harbor ein, wo zu diesen Zeiten viele US Kriegsschiffe stationiert waren. Das Staatsmonument heute bietet einen detaillierten und weitesgehend objektiven Einblick in die Vor-, Haupt- & Nachgeschichte dieses Konfliktes und ist die meist besuchte Touristenattraktion Hawaiis. Zu besuchen gibt es u.a. die USS Arizona, ihrerzeit ein mächtiges Kriegsschiff, was seit dem Angriff auf dem Grund des Hafens liegt und nun als Mahnstätte für Touristen und Interessierte zu besuchen ist. Das immer noch austretende Öl an dieser Stelle wird als „Tränen der USS Arizona“ bezeichnet. Die Ausfahrt dorthin ist kostenlos und auf jeden Fall zu empfehlen. Weitere Attraktionen sind das U-Boot USS Bowfin und die USS Missouri, auf welcher damals einige Tage nach der Atombombe auf Nagasaki in der Bucht von Tokyo die Kapitulation Japans unterschrieben und damit die Beendigung des 2. Weltkriegs besiegelt wurde. Für jeden O´ahu Touristen ist die Pearl Harbor Gedenkstätte auf jeden Fall ein Muss, man sollte jedoch einen halben Tag einplanen, da es viel zu sehen gibt und die Touren relativ lange sind, wenn man alles sehen möchte.

Neben dem geschichtlichen Aspekt repräsentiert durch Pearl Harbor, lädt O’ahu natürlich auch durch ihre schönen Strandabschnitte im Osten der Insel ein. Im Grunde genommen lernt man die Insel erst so richtig kennen, wenn man aus Honolulu herausgeht. So mietet man sich am besten ein Auto und begibt sich auf die Reise. Dann wird einem auch deutlich, warum Hawaii diesen Nimbus des Paradieses besitzt und warum die Inselgruppe jährlich Millionen von Touristen aus aller Welt anlockt. Den ersten Zwischenstop auf unserer kleinen Reise machen wir in der Hanauma Bay. Wenn man, so wie ich, zu spät aufsteht, kann einem dieses Highlight aber auch schnell durch die Lappen gehen, denn der Parkplatz ist oft voll und die Wiedereröffnung stets ein Glücksspiel. Die Parkwächter sind leider nicht mit hellseherischen Fähigkeiten ausgestattet, denn als ich ankam und der Parkplatz etwas unterhalb schon voll und der Pass dorthin somit gesperrt war, sagte man mir, dass es bis zu einer Stunde dauern kann, bis man wieder Autos reinlassen kann, da man die Anweisungen von unten bekommt, wenn 30+ Autos bereits wieder rausgefahren sind. Aus dieser Stunde wurden dann drei Minuten und so wollte ich eigentlich weiterfahren, um meinen Zeitplan einzuhalten und sah noch im Rückspiegel, wie sie den Zugang wieder öffneten. Vielleicht war ich ihm aber auch einfach zu unsympathisch, was natürlich viel wahrscheinlicher ist. Lange Story, wenig Inhalt: Ich kam rein und durfte auch in den Genoss der Bucht kommen. Der Eintritt kostet 7,5$ und als Erstbesucher muss man sich auch noch einen Film reinziehen, der über die vermeintlichen Gefahren aufklärt und zudem ein paar Hintergrundinformationen über die Vegetation sowie den Hinweis liefert: „Nur gucken, nicht anfassen.“. Diesen haben wir ja alle schon öfter gehört. Nach circa 45 Minuten (Wartezeit + Film) darf man dann endlich runter in die heilige Bucht und wieder ein paar Kröten für die Schnorchelausrüstung abdrücken, wenn man denn zusammen mit den süßen Fischis mal eine Runde schwimmen möchte. Was ich durchaus empfehlen kann, weil man schon sehr nah dran ist und es viel zu entdecken gibt. Die Bucht ist übrigens durch einen Vulkanausbruch vor Urzeiten entstanden und beherbergt zahlreiche Fischarten und interessante Gesteinsformationen. Auf jeden Fall ein „must do“, wenn man seinen Urlaub auf O’ahu verbringt.

Setzt man seine Reise fort, fährt man aus der Hanauma Bay heraus weiter an der Ostküste der Insel entlang und verliebt sich sofort noch intensiver in das Eiland. Interessante Bergausprägungen und wunderschöne Strände reihen sich aneinander und das Grossstadtflair Honolulus respektive Waikikis lässt man sofort weiter hinter sich. Eine der nächsten Zwischenstationen auf dem Weg in den Norden der Insel stellt Kailua dar. Der Strand der Stadt ist ebenfalls sehr populär und hat eine hohe Anziehungskraft fuer die Besucher der Insel. Wassersport wird auch hier gross geschrieben und betrieben. Kailua darf auf der Route des gemeinen Hawaii-Urlaubers nicht fehlen. Während Kailua noch als größere Stadt bewertet werden darf, finden sich auf dem weiteren Weg Richtung Norden keine größeren Bevölkerungsansammlungen mehr. Die Strände werden immer schöner und breiter, das Wasser bleibt perfekt, die Berge und Pflanzen vollenden das malerische Bild des hawaiianischen Urkünstlers und geben dem Besucher endlich das, was er wollte: Die gewünschte Idylle von zwar nicht unberührter, aber dennoch relativ reiner Natur.

Die North-Shore, also die Nordküste O’ahus bildet den vorläufigen Endpunkt meines Berichtes. Sie ist der Spot fuer die Profisurfer und findet bei diesen besonders im Winter hohen Zuspruch durch meterhohe Wellen, welche auch die berühmten Tunnel bilden können, durch die geübte Brettfahrer hindurchgleiten können. Zu meiner Zeit war dies noch nicht gegeben, aber die Wellen wurden an diesen Stellen sichtlich höher und das Wasser rauer. Die North-Shore ist genau das richtige fuer den abenteuerlustigen Urlauber, der es in den hohen Wellen mal so richtig krachen lassen möchte.

Im Endeffekt lässt sich sagen, dass es einfach die Kombination aus Geschichte, Vegetation, perfektem Wasser, Lifestyle, Surfen, Hang-Loose, wunderschönen Stränden, tropischen Temperaturen und Abwechslung ist, die die Faszination Hawaii ausmacht und die Inselgruppe in ihrer eigenen Liga spielen lässt. Dabei muss ich anmerken, dass ich persönlich ja nicht annähernd alles gesehen habe, was Hawaii zu bieten hat und die anderen Insel noch voller weiterer Überraschungen und schöner Natur stecken. So sollte man sich für seinen Hawaii-Urlaub auf jeden Fall mehr Zeit nehmen, als ich es getan habe. Ich bereue jedenfalls keinen Cent und kann die Insel nur jedem empfehlen.

In diesem Sinne: Me ke Aloha pumehana & hang loose, Hawaii.
Euer Christoph

Mr. Kuu und Seattle Nightlife – Kapitel 3

Das ist Mr. Kuu. Mr. Kuu ist gemeingefährlich. Wie jeder Asiate, ist auch Mr. Kuu in der Lage, eine Kampfsportart perfekt auszuüben. Durch jahrelanges Training hat Mr. Kuu seine Techniken verfeinert und wendet sie nun auf den Straßen von Seattle an, um ahnungslose Menschen in seiner Umgebung hinterrücks zu attackieren. Ich muss euch alle warnen. Zunächst freundet sich Mr. Kuu mit euch an und trägt euch dann immer tiefer in sein soziales Geflecht. Dabei ist sein perfides Ziel vorbestimmt, bei seinen Opfern unterscheidet er nicht zwischen Mann, Frau oder Kind. Mr. Kuu beherrscht Kung Kuu und aktiviert seine Fähigkeiten mit der Einnahme von unreinem Gerstensaft. Ich zitiere hierbei aus einem Opferbericht von Rachel A., veröffentlicht in der Seattle Times:

„Am ersten Abend war alles ganz normal. Ich traf ihn einen Abend in einer Bar in Belltown, Seattle. Es war eine lauwarme Sommernacht, die kühle Nachtbrise von der westlichen Pazifikküste entfaltete sich langsam in der Innenstadt. Mr. Kuu war sehr freundlich und zuvorkommend und bot mir seine Jacke an, damit ich nicht frieren musste. Er trank den ganzen Abend nur Saft und Wasser. Auf dem Heimweg erzählte er mir von seinen Erlebnissen in Südkorea und wie akribisch und sorgfältig er koreanische Grillfeste für seine Freunde und Familie vorbereitete. Er erzählte mir von seinem Vater, der einst den Plan hatte, zum 20 jährigen Jubiläum des Mauerfalls nach Berlin zu reisen und Politiker aus dem Osten Deutschlands zu interviewen, um diese Interviews  im Anschluss an seine Reise gewinnbringend an koreanische Fernsehsender zu verkaufen. Dabei war er so überzeugend, dass er Geldgeber zur Finanzierung der Reise in seinem Umfeld fand, die sogar so viel gaben, dass Mr. Kuu selbst mit nach Deutschland reisen konnte. Mr. Kuu hielt diese Idee für eine schlechte, begleitete seinen Vater aber unter der Voraussetzung, dass er einen Tag eine alte Freundin in Rom besuchen konnte. Der Vater willigte ein. Der siebte Tag der Reise sollte der vorletzte sein. Nach dem bereits Interviews in Frankfurt (Oder) und anderen Städten geführt wurden, die laut Mr. Kuu jedoch nicht die gewünschte Qualität erreichten, fragte er seinen Vater in München, ob er am achten Tag der Reise seine Freundin in Rom besuchen kann und bat ihn, ihm seinen Reisepass auszuhändigen. Dieser verwehrte ihm das und nach einem kurzen Streit, bei welchem Mr. Kuu die Aushändigung verlangte, begann der Vater ihn auf offener Straße zu schlagen. Die Passanten in der bayrischen Landeshauptstadt formten daraufhin einen Kreis um die Beiden herum und filmten den Vorgang mit den Kameras in ihren Mobiltelefonen. Es muss schlimm gewesen sein für Mr. Kuu. Als er mir die Geschichte erzählte, war er den Tränen nahe und suchte engeren Körperkontakt zu mir. Er brachte mich nach Hause und wir verabredeten uns für das nächste Wochenende.
Diesmal trafen wir uns in Capitol Hill, Seattle in einer Bar. Mr. Kuu bestellte zunächst wieder Wasser. Als ich ihn fragte, ob er mit mir ein Bier trinken möchte, sagte er nur, dass er das lieber nicht tun sollte. Nach kurzer Zeit konnte ich ihn überreden und wir bestellten ein Bier nach dem anderen. Die Bar um uns herum füllte sich mit Leuten und Leben und wir wurden immer ausgelassener und verstanden uns super. Sehr interessant fand ich, wie  er auch die anderen Leute in der Bar mit seiner freundlichen, offene Art positiv animierte und schnell das Gespräch fand und mit ihnen zusammen auf das Leben anstieß. Ich bemerkte von Zeit zu Zeit ein nervöses Zucken in seiner Wange, doch dachte mir zunächst nichts dabei. Als ich nach einer kurzen Pause vom Bad der Bar zu unserem Tisch zurückkehrte, erhob Mr. Kuu seine Hand und äußerte damit den Wunsch, mit mir ein High Five durchzuführen. Danach geriet die Situation außer Kontrolle. Er küsste jeden Menschen in der Bar auf die Wange, ungeachtet des Geschlechtes. Mich eingeschlossen. Daneben verlange er immer wieder nacheinander High Fives, es war schrecklich. Ich konnte mich irgendwann lösen und ging mit einer Wunde auf der Wange und Schmerzen in der Hand nach Hause…“

Auch ich selbst wurde schon Opfer des Kung Kuu’s und überlebte nur knapp. Die Technik  Mr. Kuus ist so ausgefeilt, dass ich mich seinen High Fives und Küssen auf die Wange trotz abwehrender Haltung nicht entziehen konnte. Mr. Kuu ist immer noch auf freiem Fuß und wird hoffentlich bald geschnappt.

Neu in meinem Apartment sind die Bewohner Sven H. (seines Zeichens Familienmitglied dritten Grades) und Pascal D., die aktuell auf zweiwoechiger Durchreise mein Leben verkomplizieren, aber selbstverstaendlich auch bereichern. Sven spricht fließend Taliban-Englisch und immer mal wieder fuer eine Stilbluete gut. Trotzdem natuerlich ein dufte Typ. Pascal ist in dieser Disziplin etwas eloquenter und schafft es bei McDonalds dadurch, zu seinem Burger auch noch extra Pommes Frites dazuzubestellen. Mehr muesst ihr ueber die beiden eigentlich nicht wissen.


Wie es sich fuer einen Fremdenfuehrer wie mich auch gehoert, habe ich natuerlich gleich gleich mal eine Limousinenfahrt durch Seattle und Umgebung zur Bierstunde fuer die Jungs organisiert. Mit dabei natuerlich einige amerikanische Schoenheiten, um die Stimmung im Gefaehrt etwas aufzulockern und auch Hirschi. Los ging’s im Norden Seattles, wo wir die Tour zu zehnt begannen und uns Richtung Kerry Park aufmachten, welcher keinen Park im klassischen Sinne darstellt, sondern eher eine Aussichtsplattform mit bester Postkartenperspektive und Blick auf Seattle.

Weiter ging“s nach Downtown Bellvue. Bellvue liegt oestlich des Lake Wahsingtons und scheint eher von der oberen Mittelklasse bevoelkert zu sein, findet man auf den Strassen doch huebsch anzusehende Ladies und perfekt durchgestylte Restaurants und Bars. Ein kleiner Zwischenstopp in einer dieser sollte sich als zu uninteressant herausstellen, da die Uhrzeit noch nicht weit genug fortgeschritten schien.

War die Stimmung anfangs etwas verhalten, so wurde diese auf dem Weg zum Alki Beach durchaus ausgelassener. So konnte sich die ehemals zurueckhaltene Begleitung der huebschen Dame in rot (siehe Bild) endlich dazu durchringen, den ‚Rockstar‘ (links) rauszulassen und die Meute weiter anzufeuern.

Mit prägnanten Schlachtrufen peitschte er den Fahrer und uns Insassen an, der Siedepunkt schien fast erreicht. Immer wieder lockerte er mit seinen Urschreien die Stimmung auf und sogar Sven (rechts), der sichtlich an seinem Zuckerschock verursacht durch 100% reine Sprite leidet, konnte in diesem Moment ein wenig Spaß für die Sache empfinden. Der Alki Beach bietet ein riesen Panorama  auf die gesamte Skyline Seattles von Westen aus und bringt besonders in der Dunkelheit die Stadt und Augen zum funkeln. Am Tage lassen sich hier wunderbar sportliche Aktivitäten (Volleyball, Inline Skaten, Kayak fahren, Spannern) mit ruhigerem schwimmen und Faulenzen verbinden. Der Blick auf die Olympic Mountains am Tage und der auf das Profil Seattles in der Nacht, bieten hier fuer jede Tageszeit einen passenden Anlass fuer einen Besuch.

Den Schlusspunkt der dreistuendigen Fahrt stellte abermals Belltown, Seattle dar, wo es zunaechst ins Amber ging. Der Rockstar konnte nun endlich in die freie Wildbahn entlassen werden und der Rest des Abends ist Geschichte. Wir haben ihn nie wieder gesehen.

Und diesmal gibts es sogar eine Zugabe, weil ich euch so lieb habe. Der ultimative Partyguide Seattles aus meiner Feder soll euch eine Orientierung fuer das Nachtleben in Seattle geben. Ich stelle hierbei nach und nach Clubs vor, die ich bereits besucht habe und bewerte diese aus der Sicht zweier rein fiktiver Personen.

Jack: Jungfrau, 40, maennlich sucht… spass. Maennlich, ledig, mitte 20, hetero.
Amanda: Weiblich, nah-verheiratet, treu, mitte 20, hetero, europäisch (aber amerikanischer Name, komisch, oder?).

Den Anfang macht die Ikone Capitol Hills, der Havana Club.

Jack: Jack fuehlt sich im Havana wohl und kann hier fast zu jeder Wochenzeit seinen Spass finden. Getraenke bewegen sich preislich im normalen Bereich. Die relativ kleine Größe des Clubs zwingt ihn zum engen tanzen mit seinen Artgenossen, dabei kann er auch immer mal wieder in Kontakt mit dem weiblichen Geschlecht geraten. Die Konkurrenz der Herde ist fokussiert, aber nicht zu penetrant. Die Weichen fuer einen angenehmen Abend sind gestellt. Die Musik bewegt sich am Wochenende im Top 40 Bereich, der Highheels- und Kurzrockfaktor wird hier auf einer Skala von 1 (niedrig) bis 10 (hoch) mit 6 bewertet.

Amanda: Amanda kann hier mit ihren Maedels einen angenehmen Abend verbringen und wird im Laufe des Abends die ein oder andere Tanzeinladung eines interessierten Männchens bekommen, welche sie meistens im Falle des Desinteresses mit einem kurzen Kopfschuetteln ablehnen kann, ohne danach um ihre Gesundheit fuerchten zu muessen. Besonders geeignet ist fuer Amanda der etwas ruhigere Donnerstag, an welchem Soulmusic die Emotionen nicht zu hoch kochen laesst. Den „Fuer-mich-geeignet-Faktor“ bewertet Amanda mit 7. Der Club knipst um 10 vor 2 das Licht an.

… weiter gehts nach Fremont, in den Ballroom

Jack: Unter der Woche kann Jack hier mit seinen Freunden eine ruhige Kugel beim Pool Billiard schieben, oder sich in den bequemen Sitznieschen einige Biere genehmigen. Am Wochenende wird es hier deutlich belebter und interessanter fuer Jack. Der Dancefloor hält Käfig und Poledance Stange bereit, was bei den anwesenden Weibchen (amerikanischer Westkuestenquerschnitt) sofort fuer einen Stimmungsaufschwung sorgt. Die Competition ist soft, die Stimmung bei Top40 Songs bestens. Dazu sorge günstige Getränke und ein Aussenbereich fuer einen unterhaltsamen Abend fuer Jack und seine Freunde an Wochenendtagen. Highheelsfaktor: 7

Amanda: Amanda mag es mit ihren Freundinnen in den bequemen Sitzbereichen des Ballrooms typisches, amerikanisches Fingerfood zu verspeisen und günstige Getränke zu konsumieren. Auf dem Tanzbereich hat sie Spass, die Performances der anderen Mädchen an der Polestange oder im Käfig sorgt bei ihr teilweise fuer leichtes Kopfschuetteln. Die Vielfalt der Location mit schoenem Aussenbereich und die gute Stimmung sind fuer Amanda jedoch Gruende, den Ballroom immer wieder zu besuchen. Wohlfühlfaktor 9.

… wir finden uns nun im Amber wieder, Belltown…

Jack:  Das Amber ist fuer Jack und seine Freunde ein toller Platz, einen Abend zu beginnen. Die großzügige Bar, die vielen Sitzmoeglichkeiten, gute Musik und der kleine Tanzbereich entfalten sich zu einem schönen Ambiente. Das Amber stellt keinen Danceclub im klassischen Sinne dar, sondern ist eher im Bereich der Tanzbars anzusiedeln. Voll wirds gegen 22.30Uhr, Jack findet sich hier in guter, erwachsener Gesellschaft wieder und wird ob der vollen Gänge Probleme haben, schnell von A nach B zu kommen. Als Abendfuellende Location eignet sich das Amber nicht vollends, Jack sollte gegen 24Uhr mit seinen Freunden weiterziehen. Highheelsfaktor: 7

Amanda: Amanda findet sich hier in ihrem Element wieder, trinkt den ganzen Abend frische Cocktails und geniesst die netten Leute der Tanzbar. Ab und zu rennt sie kreischend auf die Tanzflaeche, wenn eines ihrer Lieblingslieder gespielt wird. Amanda wird hier mit ihren Freunden einen nicht zu wilden, aber dennoch sehr schoenen Abend verbringen und dabei viele Gespraeche mit unterschiedlichen Leuten fuehren. Dabei faellt ihr immer wieder auf, dass sie endlich mal tanzen kann, ohne ständig einem paarungswilligen Männchen zu begegnen. Wohlfühlfaktor:10

… das Trinity befindet sich am Pioneer Square im Sueden von Downtown Seattle…

Jack: Jack muss sich hier auf ein knallhartes Business einstellen. Der überfüllte Club beherbergt eine Geschlechterquote, auf die die Deutsche Telekom in ihrer Führungskräftediskussion besonders stolz waere: 30% Frauen, 70% Männer. Ellenbogen raus ist hier das Stichwort. Lässt Jack seine Tanzpartnerin eine Milisekunde aus den Augen, wurde sie von Tarzan bereits auf einen weit entfernten Baum entfuehrt. Hier muss man sich gegen viele Hyänen, Tigern und Klapperschlangen durchsetzen. Das viel zitierte Haifischbecken, das Piranha-Aquarium – viele Metaphern eignen sich zur Beschreibung dieses Etablissements. Der Laden ist groß, voll und vielfältig, aber auch gefährlich. Jack muss hier gut aufpassen. Highheelsfaktor: 9

Amanda: Amanda bezahlt Eintritt, will zur Bar, um sich einen Drink zu kaufen und wird auf dem Weg dahin schon zig mal von aggressiven Männchen in der Brunftzeit attackiert und verlässt den Club kurz darauf wieder. Wohlfühlfaktor: 2

… das Ende markiert der Neighbours Club und wir sind zurück in Capitol Hill…

Jack: Jack wird aufgrund der Größe und Aufmachung des Clubs erstaunt sein und sich zunächst nach dem Eintreten in diesen wohl fühlen. Irgendwann fällt ihm auf, dass viele Artgenossen oberkörperfrei tanzen und ab und zu seinen Arm im vorbeigehen streicheln. Es ist nicht unangenehm, aber Jack wird schnell anfangen zu überlegen, ob das der richtige Club fuer ihn ist. Frauen sind jedoch auch in ausreichendem Maße vorhanden. Ein Vorteil ist jedoch, dass dieser auch nach 2Uhr geöffnet hat, auch wenn dann keine alkohlischen Getränke mehr ausgeschenkt werden. Der Masterplan hier ist also: Neighbours vor 2Uhr tendenziell meiden, danach, wenn alle anderen Clubs geschlossen sind, zum abtanzen nutzen. Highheelsfaktor: 4

Amanda: Amanda fuehlt sich hier wohl und kann sich den ganzen Abend – egal mit wem – über Mode und Handtaschen unterhalten. Die Stimmung ist angenehm, jeder versteht Amanda, keiner wird penetrant oder aufdränglich. Das Neighbours ist fuer sie immer wieder für einen netten Abend gut und bietet auch nach 2Uhr noch die Möglichkeit, tanzen zu gehen. Wohlfühlfaktor: 10

Soviel zu meinem kleinen Nightlife-Guide mit einer ausgewählten Anzahl von Läden. Falls ihr dazu aus gegebenem Anlass fragen habt, kommt einfach auf mich zu. Bis zum nächsten Mal,

euer Christoph

Indy – Kapitel 2

Auf einmal wird es still um mich herum. Für einen kurzen Moment verdumpft das  Geräusch der reissenden Fluten und ich halte für einige Sekunden inne. Soeben habe ich eine Kameradin aus dem Wasser vor dem sicheren Abgang gerettet. Wenig Zeit später hänge ich an einem grossen Stein mitten im Skykomish River. Neben mir auf beiden Seiten entsetzte Gesichter von dem, was zu diesem Zeitpunkt noch übrig ist von der Crew, die ursprünglich an den Start zum Wildwasserrafting gegangen ist. Unter mir das Boot, welches in diesem Moment zur Hälfte unter Wasser steht, am Stein hängt und sich nicht bewegen lässt. Eine schier ausweglose Situation. Bleiben oder springen? Aber der Reihe nach.

Team- & Bereichsleiter (an dieser Stelle lieben Gruß an meine) belohnen ihre Crew ja oftmals mit Tagesausflügen zu bestimmten Aktivitäten mit dem Hintergrund, das Miteinander zu schärfen und der Motivation neuen Antrieb zu geben. In der Literatur nennt man diesen Begriff oftmals „Teambuilding-Maßnahme“. Gerne wählt der moderne Chef hierbei eben jene Option aus, bei welcher man nicht nur im metaphorischen Sinne „im gleichen Boot sitzt“, sondern auch rein technisch diesem Ausdruck Folge leistet. So geschehen auch in Goldbar, Washington State, USA. Initiator war hierbei zwar nicht einer der Teamleiter, sondern ein Mitglied der T-Mobile USA Exchange Crew, was dem gewünschten Effekt jedoch nicht im Wege stehen sollte. Gegen Mittag aufgebrochen, machten wir (7 Crewmitglieder) uns auf den Weg nach Goldbar, um eine neue Erfahrung in Sachen Flussbezwingung zu erreichen. Am Camp angekommen, wurden wir sofort in ein Gespräch über Bierkonsum in verschiedenen Ländern verwickelt. Der etwas ältere Herr machte den typischen Eindruck eines Landhaus-Amerikaners. Erst später würden wir erfahren, dass es sich hierbei um unseren Übungsleiter handelt. Sein Name war Hudson, er selbst gehörte zur Marke derer, die wahrscheinlich irgendwann in ihrem Leben schon mal einen Grizzlybären mit einem Zahnstocher erlegt haben. Man könnte also auch meinen, wie Hirschi später richtig anmerkte, dass jener berühmte amerikanische Fluss nach ihm benannt wurde.

Bei der circa 35 minütigen Sicherheitsaufklärung stellte sich bei mir sofort der klassische Flugzeug-Effekt ein. Nicht zuhoeren, was soll schon schief gehen? Okay, Beine hochhalten, falls man über Bord geht und möglichst erst dann atmen, wenn kein Wasser mehr das Gesicht bedeckt. Kaum gestartet, begann Hudson auch schon mit seinen Erzählungen über seine glorreiche Zeit auf den Flüssen der Welt. Man sah bereits in den Adern seines Gesichts, dass er schon etliche Kämpfe im Stile „Mann gegen Natur“ bewältigt haben musste. Angesprochen auf seine Mütze, die den Namen „Indy“ zierte (niemand hat ihn darauf angesprochen, der Freundlichkeit halber wird das in diesem Text nur so dargestellt. Anm. R.), legte er uns abermals abenteuerlich dar, dass er diesen Namen zu seinen besten Zeiten von seinen Crewmitgliedern in Norwegen erhalten habe, da er die Flüsse auf die gleiche Art und Weise bezwang, wie schon Indianer Jones es getan hat. Wie viele Schaetze er dabei schon geborgen hat, hat er uns nicht verraten.

Mit ernster Miene kündigte uns Indy die „härteste und gefährlichste“ Stelle des ganzen Skykomish Rivers an. Er sprach von „Stromschnellen“ und „saugefährlichen Treppenstufen“, die uns „das Leben zur Hölle“ machen könnten. Ausnahmsweise war ich diesmal nicht der blasseste, sondern meine Paddelnachbarin, die im feinsten Gruppenzwang davor bewahrt wurde, auszusteigen. Nicht ganz freiwillig, aber ihr blieb nunmal keine andere Wahl. Davon mal abgesehen, hat allein Indys Gesicht dafür gesorgt, dass sie sich nicht mehr getraut hat, auch nur einen ihrer Gedanken bzw. Zweifel laut auszusprechen. Indy hat uns zwar angeboten auszusteigen, aber das war sicher nicht ganz ernst gemeint. Der Pöbel will nun mal unterhalten werden. Und wer jetzt denkt, dass die große Katastrophenstory aufkommt, der hat sich leider getäuscht. Die härteste Stelle des Flusses wurde unbeschadet bezwungen und der Nimbus der Unbesiegbarkeit machte sich breit, so dass sogar meine Paddelnachbarin Morgenluft witterte und fortan mutiger zu Werke ging.

Vorher noch über den über Bord gehenden Asiaten in einem anderen Boot vor uns gelacht, erwischte es kurze Zeit später auch unseren Hirschi, der nach einem fiesen Stein im Wasser mit anschließender Vollbremsung des Bootes sein Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und auch an der Reihe war, die Flusstemperatur zu testen. Schadenfreue ist die schönste Freude: Michel folgte diesem Credo und hatte nach der Rettung des Zirndorfers einige Schmunzler für ihn parat. Der stolze Franke empfand das als Majestätsbeleidigung und nutzte die nächste Gelegenheit eines abrupten Vollstops mit einem Sprung in bester Superman-manier von der einen Bootseite zur anderen, um Michel  gekonnt aus dem Boot zu kicken, welcher anschließend nicht sofort gerettet werden konnte und erstmal mit den Lachsen zusammen den Fluss herunterschwamm. Also in meinen Augen war das Friendly Fire und deswegen ein Fall für das Militärgericht. Kurze Zeit später erwischte es abermals nach einem Steinkollision Vanessa, die sich nun im Stile eines Aals um die Steine flussabwärts schlengeln musste und auch nicht mehr direkt gerettet werden konnte. Später würde sie erzählen, dass zwei Boote vor ihr für ihre Rettung in Frage kamen und der Führer des ersten Bootes ihr zunächst das Seil zwei Meter zu knapp vor die Hände warf. Ihr seht, wir wurden von richtigen Profis betreut, auf die man sich verlassen konnte. Auch im Ernstfall. Das Gesicht von Vanessa haette ich in diesem speziellen Moment sehr gerne gesehen. Die Crew bereits stark dezimiert, sollte sofort danach die Situation ausser Kontrolle geraten, Carina fällt als vierte aus dem Boot, konnte aber wieder eingefangen werden, nach dem sie sich schon in deutlich gefährlicherer Position unterhalb des Bootes befand. Ein weiterer Aufprall und schon hingen wir in der aus der Einleitung bekannten Situation fest.

Nicht, dass mir der Stein, an dem ich hing, nicht gefallen hat. Aber in der Situation denkt, wie ich später auch von den anderen erfahren durfte, man wirklich daran, selbst einfach in den Fluss zu springen. Das würde man natürlich nicht tun, da man dadurch einfach Feige das Schiff verlassen und die Crew zurücklassen würde. Aber zumindest erscheint einem das als Option, um seine Freiheit wiederzugewinnen. Selbst in Hudsons Gesicht machte sich Verzweiflung breit und die ersten Versuche, der Physik den Schneid abzukaufen, scheiterten. (jetzt bitte folgenden Link aufrufen und Lautstärke aufdrehen http://www.youtube.com/watch?v=Vg7C9qwLoqE) Doch in diesem Moment setzte Hudson seine gelbe Schirmmütze wieder auf, der Name „Indy“ leuchtete uns an und versprach Hoffnung. Mit gekonnter Gewichtsverlagerung schafften wir es, das Boot wieder manövrierfähig zu bekommen und fuhren unbeschadet den Fluss herunter und sammelten die anderen ein.

Neben der Nahtod-Erfahrung haben wir auch noch eine Einladung von Indy Anfang Oktober zum International Foodfest auf seinem Hof, zu welchem er nur die „Dreamteams“ seiner Fahrten einlädt, erhalten. Mit großer Vorfreude blicken wir diesem Event entgegen und fragen uns, ob diesmal alles glatt oder wieder etwas aus dem Ruder laufen wird. Es bleibt spannend.

Mehr als 1000 Wörter sind für diesen Eintrag genug. Da die meisten meiner Freunde gar nicht lesen können, ist das hier wohl wie Perlen vor die Säue. Nichtsdestotrotz, die anderen versprochenen Themen folgen im nächsten Blogeintrag.

Euer Flutenbezwinger

Here I am! – Kapitel 1

Meine Damen und Herren,

ich darf euch hiermit meinen neuesten Blog präsentieren, nachdem mein Erstling 2010 bereits durch die Decke gegangen ist und überregional Bekanntheit erlangt hat.  Ich weiß, dass viele von euch bereits in den Vereinigten Staaten von Amerika gewesen sind, aber ich wette, dass nur ein kleiner Bruchteil davon bisher schon mal nach Seattle gereist ist. Oder, wie mein fränkischer Freund wahrscheinlich sagen würde: „gereisen hat“. Nichts für ungut, Hirschi. Von daher soll euch dieser Blog ein bisschen von meinem Leben in der, meiner Meinung nach, weit unterschätzten Stadt im Bundesstaat Washington im Nord-Westen der USA, erzählen.

Ich bin mittlerweile seit etwas mehr als zwei Wochen hier und konnte mir schon einen ersten Eindruck von der Stadt verschaffen. Ich wohne im Capitol Hill District, nahe des Broadways, was eine sehr belebte Straße mit vielen Bars, Restaurants und Leuten unterschiedlichster Art ist. Auffällig ist, dass das Viertel stark von der Regenbogenflagge geprägt ist und sich besonders durch seine Weltoffenheit und Toleranz definiert. So befindet man sich in Capitol Hill stets in exzellenter männlicher Gesellschaft. Im Fitness Studio lassen sich mitunter interessante Schauspiele beobachten, wenn behaarte Muskelprotze auf zarte Gym-Männchen in knappen Hosen treffen und liebevolle Küsschen  zur Begrüßung und Abschied ausgetauscht werden, während ich gerade elegant mein Bauch-Beine-Po Programm herunterspule. Ich kann nur sagen, dass ich mich trotz (oder vielleicht sogar wegen?) der Omnipräsenz der Queers auf der Straße, in den Restaurants und Bars hier sehr wohl fühle. Nachts am Wochenende belebt sich der Stadtteil zunehmend und das Spiel ändert sich deutlich zugunsten meiner eigentlichen Vorlieben. Andere Länder, andere Sitten.

Das Stadtbild hat sich in den letzten Wochen deutlich vom guten Wetter beeinflussen lassen und das Leben an der frischen Luft in den Köpfen der Menschen vor Ort verankert. Viele wunderschöne Strände und Parks rund um Seattle und seinen zahlreichen Gewässern bieten beste Voraussetzungen die hohen Temperaturen zu genießen und sich einen südeuropäischen Teint anzueignen. Natürlich nur bei Leuten, bei denen das de facto möglich ist, bei mir hat sich da immer noch nicht allzuviel geändert. Aber die Natur und die vielen Seen rund um Seattle haben mich persönlich sehr beeindruckt. So kann man hier im Westen der Stadt sehr schnell kühles Wasser aus dem Pazifik auffinden, während man im Osten der Stadt auf den riesigen Lake Washington mit zahlreichen Parks und Freibädern trifft.

Läuft man durch die Innenstadt, so fällt sofort auf, dass die amerikanischen Tugenden, was die Esskultur betrifft, hier stark auf der Strecke geblieben sind. Die Dichte an Fastfoodrestaurants ist sogar in europäischen Großstädten viel höher. Vielleicht liegt das am hohen Durchschnittseinkommen der Einwohner, beherbergt die Urban-Region doch die Zentralen von großen Playern wie Amazon, Microsoft, Starbucks oder T-Mobile. Der Lake Union teilt die Stadt in der Mitte und beherbergt zahlreiche Jachten und Boote sowie startende und landende Wasserflugzeuge, die einen für 100$ je 20 Minuten auch selbst in die Luft befördern können.

Das Zusammenspiel des europäischen Flairs in einer amerikanischen Großstadt, die rund herum mit Seen und Gewässern gepriesen wurde und aus der es gerade mal zwei Autostunden bis zum nächsten Gletscher bedarf, machen die Stadt zu einem Top Ausflugsziel für einen möglichen Aufenthalt in den USA. Lasst euch gesagt sein, im August ist die Seattle Area eine wahre Wucht.

Daheim als alter Naturbursche bekannt, habe ich an meinem ersten Wochenende gleich mit dem aus der Einleitung bekannten Hirschi und dem Oppi (Namen geändert, Anm. Red.) auf einen Hike auf den Mount Rainier gewagt. 4 Stunden auf- und abklettern sind an einer Konditionsrakete wie mir natürlich spurlos vorbeigegangen, aber die Aussicht hat sich wirklich gelohnt und einen Gletscher bei tadellosem Sonnenschein zu besteigen, kann ich nur jedem empfehlen, der mal in der Nähe ist.

Das soll’s zur Einleitung gewesen sein. Seid nächste Woche wieder dabei bei folgenden Themen:

Wie wir nach einer Wildwasser Rafting Tour fast die halbe Crew beerdigen mussten – warum ich 100 High Fives mit einem verrückten Asiaten machen musste – Soccer, Baseball and Football, Sportverrückte in Seattle.

Euer Christoph

PS: Auf dem Lakeviewcemetry kann man einem berühmten Idol die letzte Ehre erweisen.